Sehtest für Kinder und Erwachsene

Der Sehtest beinhaltet eine Untersuchung und Bestimmung der Sehschärfe bzw. des sogenannten Visus und ist grundsätzlicher Bestandteil jeder augenärztlichen Untersuchung. Der Visus ist definiert als das Auflösungsvermögen in Winkelminuten, bei dem das menschliche Auge zwei Punkte gerade noch als getrennte Objekte wahrnehmen kann. Ein Visus von 1,0 (100 %) entspricht der normalen Sehschärfe, mit zunehmendem Alter wird der Visus geringer und fällt unter 1,0.

Die Visusprüfung ist Pflicht für jeden Führerscheinbewerber der Klassen A, A1, B, BE, M, L oder T. Für die Fahrerlaubnis der Klassen C, C1, CE, C1E, D, D1 oder E wird ein Gutachten über die Prüfung des Gesichtsfelds, des räumlichen Sehens, der Augenbeweglichkeit, des Dämmerungssehens und des Farbensehens verlangt. Grundsätzlich kann ein Sehtest jede Visusminderung (Sehschärfenminderung) aufdecken, allerdings sind die Ursachen der meisten Krankheitsbilder komplex und benötigen eine umfassende weitergehende Diagnostik.

Häufige Ursachen einer Sehschärfenminderung sind:

  • Kurzsichtigkeit (Myopie)
  • Weitsichtigkeit (Hyperopie)
  • Schwachsichtigkeit, funktionelle Sehschwäche z. B. in Folge von Schielen (Amblyopie)
  • Halbseitenblindheit bei Störungen der Sehbahn (Nervenbahn, die die Sinneseindrücke zur Verarbeitung an das zentrale Nervensystem leitet) (Hemianopie)

Das Verfahren

Dem Probanden werden verschiedene Sehzeichen bzw. sogenannte Optotypen gezeigt, die erkannt werden müssen. Hierzu gehören:

  • Landolt-Ringe – Schwarzer Ring, der in acht unterschiedlichen Richtungen geöffnet ist, der Patient muss die Öffnung erkennen
  • Buchstaben
  • Zahlen
  • Snellen-Haken – dieses Sehzeichen ist ein großes lateinisches E, dass in vier verschiedene Richtungen zeigt

Die Sehschärfenbestimmung bei Kindern gestaltet sich wesentlich komplexer, da die Wahrnehmung und Erkennung altersabhängig ist und je nach gemachten Erfahrungen variiert.

  • 6.-16. Lebensmonat – Preferential-looking-Methode: den Kindern werden zwei Flächen mit einem Streifenmuster und einem gleichwertigen Grauton gezeigt, wobei das Muster interessanter auf die Kinder wirkt, sodass es eher interessiert angeschaut wird. Je besser der Visus, desto feiner ist das Streifenmuster, das die Kinder erkennen können.
  • 16. Lebensmonat bis 3.-4. Lebensjahr – Fixationsprüfungen und Kontrolle der Augenstellung ersetzen die Streifenmuster, die nun nicht mehr interessant genug sind.
  • 3. bis 4. Lebensjahr – Die Kinder müssen einfache Symbole erkennen wie etwa einen Kreis, ein Dreieck oder ein Kreuz.

Ihr Nutzen

Der Sehtest dient der schnellen und zuverlässigen Erkennung einer Sehschärfeminderung, sodass eine weitergehende Therapie optimal geplant werden kann.

Vor allem für viele Berufe sowie zur Erlangung eines Führerscheins jeder Klasse wird ein Sehtest verlangt.